E-Mail aus: Guatemala

Von: Andreas Boueke

Betreff: Ende der Schulzeit

Liebe Redaktion,

es ist siebzehn Jahre her, dass ich zum ersten Mal mit meinem Sohn durch das gut bewachte Tor des Kindergartens der Deutschen Schule in Guatemala-Stadt gegangen bin. Damals wie heute gab es vernünftige Gründe, deutsch-guatemaltekische Kinder wie unsere auf dieser elitären Privatschule anzumelden.

Nicht erwartet hatten wir, dass sich damit auch für uns als Eltern viele Türen öffnen würden. Wir bekamen Zugang zu der deutschsprachigen Gemeinde und in Haushalte wohlhabender Familien hinter Stacheldraht und hohen Mauern, beschützt von bewaffnetem Sicherheitspersonal. Um die Klassengemeinschaft der privilegierten Eltern zu festigen, wurden regelmäßig Treffen zum Frühstück, Ausflüge, Besuche von Schönheitssalons und immer gleiche Geburtstagspartys organisiert.

Das alles ist jetzt vorbei. Mag sein, dass moralisierende Arroganz mitschwingt, wenn ich rückblickend feststelle, dass der ständig präsente Vergleich zu der Realität in den Hütten auf den steilen Abhängen unserer Nachbarschaft und den abgelegenen Weilern der Mayabevölkerung für mich zunehmend schwer zu ertragen war.

Liebe Grüße,
Andreas